Tja, das Jahr oder eher gesagt die 10 Monate sind schon so gut wie rum und die Zeit verging wie im Fluge. Es ist schon ein komisches Gefühl sich langsam von den Schülern, Lehrern und Freiwilligen zu verabschieden. Ich freue mich schon sooooo riesig auf zu Hause, aber ich denke ich werde vieles hier vermissen, zum Beispiel meine Schüler.
Manchmal waren sie unaufmerksam, nörgelig, frech und haben mir meinen letzten Nerv geraubt, aber sie sind trotzdem soooooooo süß! Sie begrüßen einen immer mit einem strahlenden „Good Morning Teacher“, egal ob es nun Morgen, Mittag oder Abend ist oder klatschen jedes Mal, wenn man ins Klassenzimmer kommt. Traurig ist auch die Gewissheit, dass ich sie bestimmt nie wiedersehen werde. Klar, irgendwann will ich unbedingt nochmal nach China und nach Nujiang zurück, aber meine jetzigen Schüler sind dann hoffentlich auf einer guten Highschool oder leider die meisten auf den Feldern ihrer Familie als Bauern.
Naja, in meinen letzten Stunden ging es eher lockerer zu ;-). Wir haben zum Beispiel englische Lieder gesungen. OMG, meine Schüler hier stehen total auf Justin Bieber und Michael Jackson und da ich Michael Jackson schon mit ihnen gesungen haben, dachte ich mir, warum dieses Mal nicht Justin Bieber. Kann ja nicht so schlimm werden. HILFE!! Nach unzähligen „Oh, Baby, Baby, Baby, yheeee,…“ kann ich diesen Typen nicht mehr hören. Aber dieses Lied (ich kann es jetzt sogar auswendig) hat sich einfach in meinem Kopf festgesetzt. Mhhh, den Schülern hat es gefallen und Spaß gemacht. Weiterhin haben wir uns an Zungenbrechern versucht. Die Zungenbrecher hatten es den meisten Klassen angetan. So viel Motivation und Aufmerksamkeit hatte ich schon länger nicht mehr. Leider habe ich jetzt nur noch vereinzelt ein paar Stunden, da die Schüler Ende Juni ihre Abschlussexamen schreiben und die „richtigen“ Lehrer ihre Stunden nun voll brauchen.
Um uns gebührend von unseren Englischlehrern zu verabschieden, luden Axel und ich sie am Mittwoch zum Essen ein. In unserem „Chinajahr“ gab es zwar manchmal ein paar Kommunikationsschwierigkeiten, aber ansonsten waren sie immer sehr nett und haben uns so gut sie konnten geholfen. Das Essen war zu mindestens super witzig und ein voller Erfolg. Wie hier in China üblich, lässt ein Chinese in seinem Land keine Einladung auf sich sitzen und so wollen sich die Lehrer nun am nächsten Dienstag mit einer weiteren Essenseinladung revanchieren.
Vermissen werde ich natürlich auch Liuku und mein kleines Dörfchen Denglongba. Egal wie dreckig es manchmal war oder wie einsam, irgendwie war es schon cool eine eigene Wohnung zu haben und auch Denglongba hat seinen Charme.
Ziemlich vertrackt ist zur Zeit hier das Wetter. Mal ist es mega warm und es ist strahlender Sonnenschein und eine Stunde später weht ein kräftiger Wind und es schüttet wie aus Eimern. Eigentlich soll die Regenzeit erst Ende Juli anfangen, aber der Flusspegel des Nujiang steigt jetzt schon zunehmend.
In der letzten Zeit habe ich hier auch die unangenehme Erfahrung mit „Fliegeteilen“ gemacht. Die Schüler meinten, es sind fliegende Ameisen, ich bin mir da aber nicht so sicher. Vor allem wenn es tagsüber geregnet hat und es am Abend trocken wird, fliegen diese „Fliegeteile“ zu Tausenden durch die Luft und krabbeln/fliegen überall hin wo Licht ist. Einen Abend hatte ich das nicht gemerkt und hatte auf einmal total viele von diesen Viechern in meinem Zimmer, obwohl die Fenster zu waren. Diese Teile sind einfach unter den Fenstern durch einen kleinen Spalt geklettert. Es war so verdammt ekelig und mir blieb nichts anderes übrig, als das Licht ausmachen, mich unter meinem Moskitonetz verschanzen und den nächsten Morgen abzuwarten. An diesem Abend hatten diese Viecher über mich gesiegt. Aber am nächsten Abend war ich vorbereitet. Die Fensterritzen wurden zugeklebt, nur Kerzen- und kein Glühbirnenlicht angemacht und diese „Fliegeteile-Wegmachkerzen“ angezündet. Haha! Dieses Mal hatten die Fliegeteile keine Chance.
Hihi, liebe Grüße an alle im fernen Deutschland 😉
Fanny
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